Jahresthema
Das Y bestimmt jeweils zu Studienjahresbeginn ein Thema, das in Y-Lehrangeboten künstlerisch erforscht wird.
Jahresthema 2024/2025: «Codes»
«Information ist niemals neutral.» (Lisz Hirn)
Jeglicher Informationsaustausch geschieht über Codes. Codes stehen für eine Abbildungsvorschrift, die auf bestimmten Vereinbarungen beruht. Der Morsecode etwa stellt eine Beziehung zwischen Buchstaben und Tonsignalen her. Digitale Daten werden als Binärcode übermittelt, also als Abfolge von Nullen und Einsen. Die Semiotik versteht Codes als symbolisches System, das sich zu Sprache und Schrift verdichtet. Jedes Alphabet funktioniert als Kommunikationskonvention nach dem Baukastenprinzip.
Codes bilden die Grundlage für ganz verschiedene Arten der Formulierung, in der Luftfahrt, in der Wirtschaft, im Militär. Codes können offen zugänglich oder geheim sein, verschlüsselt. Manchmal verschaffen Codewörter Zugang. Der genetische Code enthält die Erbinformation, der Quellcode wird in einer Programmiersprache formuliert. Codes stiften Identitäten, bilden Gruppen und formieren Kollektive. Und ein Code of Conduct legt die Regeln des Umgangs miteinander fest.
Die Kultur ist das Reich der Bedeutungen. Sie hat ihre eigenen Codes, unendlich viele davon. Jede Kunstform besteht aus Konventionen, Vorschriften und Dresscodes – die aber fortlaufender Aushandlung unterliegen. Denn Codes existieren nicht im luftleeren Raum. Sie haben eine Geschichte und einen Zusammenhang.
Allen Codes gemein ist, dass sie gesendet und empfangen werden. Doch auf dem medialen Übermittlungsweg kann viel passieren. Information wird falsch gedeutet oder geht verloren, etwa durch Vereinfachung oder Redundanz. Codes haben überdies die Tendenz, sich einzuschleifen und sich gegen Umgestaltung zu sperren. Verändern tun sie sich trotzdem.