Teresa Carrasco
«Es liegt an uns, die ersten Entscheidungen zu treffen: reduce, reuse, recycle»
Als Komponistin und Klangkünstlerin versuche ich das Thema Nachhaltigkeit in meine Kunst einzubringen. Im Jahr 2020 habe ich für das Musikfestival Bern die partizipative Musikkomposition «KlimaAlarm!» und die dringende Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung realisiert. Darin äussern sich 29 Menschen zu Nachhaltigkeitsfragen. Ihre Stimmen bilden die Grundlage des Stückes. Sie werden begleitet von elektronischen Klängen und Geräuschen der Morse-Telegraphen. Auch im Studiengang Sound Arts integrieren wir Nachhaltigkeitsthemen wie Klangökologie, Bioakustik und die Sensibilisierung des Hörens bezüglich Lärm und Lärmbelästigung.
Chancengerechtigkeit sollte bereits beim Zugang zu einem Studium beginnen. Wer kann und darf studieren? Gibt es einen Numerus Clausus? Wie kann man sich auf die Aufnahmeprüfungen vorbereiten – wer kann sich privaten Unterricht leisten? Wie gehen wir mit Stipendien um? Unseren Studierenden sollten wir überall eine gesunde und nachhaltige Ernährung ermöglichen. Viele von ihnen können sich die Mensa nicht leisten. Ich finde es wichtig, dass man Zugang zu Trinkwasser, frischem Obst und Gemüse und gesunden Nahrungsmitteln hat.
Fortschritte braucht es auch bei der Ausrichtung der Forschung auf Nachhaltigkeitsthemen. Denn via Forschung gelangen diese Erkenntnisse in die Gesellschaft. Bei unseren Projekten sind wir auf Drittmittel angewiesen, die wir meist selber akquirieren müssen. So verlieren wir viel Zeit. Eine Akquisitionsstelle für Drittmittel würde da helfen.
Punkto Diversität sind wir an der HKB noch nicht so weit. Die nächsten Generationen werden immer diverser. Deshalb wäre es wichtig, Expertise von Hochschulen aus dem Ausland zu holen und sich inspirieren zu lassen, um ein eigenes Konzept zu etablieren. Wichtig wäre es, die Bereiche Arbeit und Familie besser zu vereinen, denn so gewinnen wir alle. Ich denke an Kinder-Betreuung, an Kinder Camps in den Herbst- und Frühlingsferien, aber auch an Flexibilität bei der Festlegung und Einhaltung von Zeiten für Meetings, Prüfungen und Veranstaltungen während der Arbeitszeiten.
Ich bin der Meinung, dass die Führungsstruktur an der HKB nachhaltiger sein könnte: Es gibt zu viele kleine Pensen für Führungskräfte. Ein Mensch in einer Führungsposition übernimmt Verantwortung. Diese lässt sich schwerlich in einem 10- oder 20-Prozent-Pensum zusammenfassen.
Das Gespräch führten Urs Zehnder und Thorsten Kaletsch.