Halber Findling (Martin)

Sophie und Janik absolvieren das Studium im Fachbereich Konservierung und Restaurierung mit der Vertiefung «Moderne Materialien und Medien» und widmen sich derzeit einem besonderen Atelierprojekt.

Steckbrief

Fachliche Begleitung

Ein Grossteil der studentischen Projektarbeit im Studium findet in den Ateliers der Hochschule statt und diese stellen so kleine «Denkfabriken» dar.

In diesen Projekten betreuen die Studierenden gemeinsam mit Lehrenden der Hochschule originale Kunstwerke bzw. Objekte und erarbeiten Erhaltungsstrategien. So auch bei diesem Vorhaben: Das Werk, welches zunächst lediglich als «Bretterstapel» vorhanden war, kam von der Kunstsammlung des Kantons Bern mit dem Ziel an die HKB, den Aufbauprozess nachzuvollziehen und eine Installationsanleitung zu erstellen. Janik war von Anfang an dabei, während Sophie später dazustiess.

Links steht ein junger Mann auf einer Leiter, rechts davon eine junge Frau am Boden. Beide arbeiten an einem grossen Holzkonstrukt mit dem Namen «Halber Findling (Martin)».
Die Studierenden während der Arbeit am Kunstwerk «Halber Findling (Martin)» von Reto Steiner (2010), Kunstsammlung Kanton Bern. Foto: Christoph Richter

Die Zusammenarbeit

«Die Zusammenarbeit mit Reto Steiner war für mich sehr inspirierend und augenöffnend. So habe ich nach den Gesprächen viel besser verstanden, was genau das Kunstwerk ist und was es vermitteln soll.», beschreibt Sophie die Zusammenarbeit.

Der Künstler selbst zeigte sich überrascht und erfreut darüber, dass sich Menschen mit solcher Akribie den Kunstwerken widmen und Erhaltungskonzepte entwickeln.

«Es fand ein reger Austausch statt, bei dem beide Seiten voneinander profitierten. Reto vermittelte uns Einblicke in sein künstlerisches Denken und Schaffen, während wir ihm unsere technische Expertise boten», sagt Janik und betont den Mehrwert, wenn Künstler*innen in Erhaltungsprojekten einbezogen werden können.

«Eine der grossen Herausforderungen war die Balance zwischen Konservierung und künstlerischer Integrität.», erklärt Sophie. Hier war auch die Intention des Künstlers wichtig, der beispielsweise der Innenkonstruktion Variabilität zugesteht, während der exakte Wiederaufbau der Aussenhülle einen hohen Stellenwert hat.

«Unser Ziel war dennoch, den ursprünglichen Zustand so weit wie möglich zu erhalten und alle Elemente wiederzuverwenden, um die Authentizität des Kunstwerks zu gewährleisten.", betont Janik.

Ein wesentlicher Erfolg des Projekts ist das umfassende Manual, das von Sophie und Janik erstellt wurde und als Leitfaden für zukünftige Restaurator*innen dient.

Die Montageanleitung beschreibt insgesamt 168 hölzerne Einzelteile und stellt sicher, dass das Kunstwerk in Zukunft zeitsparend und ohne Kopfzerbrechen aufgebaut und gezeigt werden kann und somit auch langfristig erhalten bleibt.

Reflexion und Ausblick

Für Sophie und Janik war das Projekt eine wertvolle Erfahrung, die ihre beruflichen Ziele konkretisiert und ihre Fähigkeiten vertieft hat. Im kommenden Semester werden neue Studierende sich mit der Verpackung und der Lagerung des Werks auseinandersetzen. «Ich nehme aus dieser Erfahrung mit, dass jedes Kunstwerk einzigartig ist, individuelle Lösungen erfordert und wie wichtig eine Zusammenarbeit mit Künstler*innen sein kann», sagt Sophie. Janik fügt hinzu: «Für mich war es eine Bestätigung, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe. Die Arbeit war herausfordernd, aber auch sehr erfüllend.»

Sophie und Janik haben durch ihre engagierte Arbeit und ihre Leidenschaft für die Konservierung und Restaurierung von zeitgenössischer Kunst gezeigt, wie wichtig die Kooperation mit Sammlungen und Museen für die Ausbildung ist. Beide sind überzeugt, den richtigen Beruf gewählt zu haben, und freuen sich auf zukünftige Herausforderungen.

Die Komplexität dieses Projektes unterstreicht die Bedeutung der HKB als führende Institution in der Ausbildung zukünftiger Konservator*innen und Restaurator*innen. Sophie und Janik sind hervorragende Beispiele dafür, wie die HKB ihre Studierenden fördert und ihnen die Möglichkeit gibt, sich in ihrem Fachbereich zu profilieren und wertvolle berufliche Erfahrungen zu sammeln.

Das Holzkunstwerk «Halber Findling (Martin) steht im Atelier des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung an der Hochschule der Künste Bern.
Das Kunstwerk «Halber Findling (Martin)» von Reto Steiner (2010), Kunstsammlung Kanton Bern im Atelier der HKB während des Entstehungsprozesses. Foto: Christoph Richter