Methodenkoffer zur Förderung biographischer Lern- und Entwicklungsprozesse
Kinder und Jugendliche in einem Fremdplatzierungssetting können mit dem digitalen Methodenkoffer Erinnerungen in verschiedenen Formen und ortunabhängig festhalten, an ihrer Biografie arbeiten und damit ihre Zugehörigkeit entwickeln.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Soziale Arbeit
- Institut(e) Institut Kindheit, Jugend und Familie
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit (geplant) 25.02.2022 - 31.03.2024
- Projektleitung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
-
Projektmitarbeitende
Cynthia Cristina Steiner
Kevin Bitsch
Prof. Dr. Andrea Abraham
Cornelia Rumo Wettstein
Tomaso Aurelio Domenico Leoni - Partner ARTISET
- Schlüsselwörter Fremdplatzierung, Kinder, Jugendliche, Zugehörigkeit, Biographie, Erinnerung, Digitalisierung
Ausgangslage
In der Schweiz leben 18'000 Kinder und Jugendlichen unterschiedlich lang in meist mehreren Institutionen der stationären Erziehungshilfe. Ihr Aufwachsen ist von Ortswechseln und Beziehungsabbrüchen geprägt. Biografische Erfahrungen von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen haben negative Auswirkungen auf deren Verwirklichungschancen und Vulnerabilitäten. Diese Nachteile setzen sich oftmals auch nach dem Institutionsaustritt bzw. erlangter Volljährigkeit fort. Aus diversen Studien wissen wir, dass bei Kindern das Thema Zugehörigkeit in der Entwicklung von Verwirklichungschancen eine zentrale Rolle spielt und auch, dass fremdplatzierungsbezogene Traumata über Generationen hinweg weitergereicht werden können. In der Praxis beobachten wir, dass Kinder und Jugendliche aus belasteten Familien, die auf das staatliche Unterstützungssystem angewiesen sind, dieses oft ohne einen biografischen Erinnerungsschatz verlassen. Dies kann gravierende Folgen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung haben und ist ein weiteres Beispiel der fehlenden Chancengleichheit im Vergleich mit Kindern aus «unbelasteten» Familien.
Vorgehen
In einem partizipativen Prozess wird ein Methodenkoffer für die stationäre Erziehungshilfe mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt, die auf die Unterstützung der stationären Erziehungshilfe angewiesen sind. Damit haben sie ein Instrument, welches sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und in ihren sozialen Beziehungen nachhaltig stärkt. Ziel des Methodenkoffers ist, das Thema der Zugehörigkeit zusammen mit den Kindern und Jugendlichen kreativ zu reflektieren und zu dokumentieren. Sozialpädagogischen Fachpersonen sowie Kindern und Jugendlichen stehen im Methodenkoffer eine Reihe an frei wählbaren Ansätzen zur Biografiearbeit zur Verfügung (Fototagebuch, Digitale Welten kreieren, Zeichnungen oder Videos von bedeutsamen Menschen, Orten und Dingen). Die Erinnerungen fremdplatzierter Kinder und Jugendlicher werden in einer eigens für diesen Zweck entwickelten WebApp (vgl. Forschungsprojekt «MemoryBox») dokumentiert und stehen ihnen selbstbestimmt, örtlich unabhängig und langfristig zur Verfügung. Diese Kinder und Jugendlichen sind die direkten Nutzniessenden des Methodenkoffers. Die Ergebnisse und Produkte sind schlussendlich auch für die stationäre Erziehungshilfe wegweisend zur Nachhaltigkeit ihrer Interventionen, welche sich auf die Entwicklungsprozesse und die Lebensqualität der betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familiensysteme auswirkt.
Ergebnisse
Der Methodenkoffer besteht aus verschiedenen kreativen Anregungen, wie Kinder und Jugendliche wichtige Momente in ihrem Leben festhalten. So gibt es zum Beispiel ein Fototagebuch oder einen Kuscheltier-Steckbrief. In der MemoryBox werden die entstandenen Produkte digital gespeichert. Die individuelle, ortunabhängige und langfristige Zugänglichkeit der Erinnerungen bietet einen grossen Nutzen für die Biographiearbeit.
Ausblick