Historisches Embodiment – Zur Interpretationspraxis des 19. Jahrhunderts

Tonfilme, Aufführungsmaterial und Interfaces als Quellen zur Interpretationspraxis des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

Steckbrief

  • Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
  • Institut(e) Institut Interpretation
  • Forschungseinheit(en) Aufführung und Interpretation
  • Förderorganisation SNF
  • Laufzeit (geplant) 01.04.2020 - 31.03.2024
  • Projektleitung Prof. Dr. Kai Köpp
  • Projektmitarbeitende Dr. Johannes Gebauer
    Jörg Holzmann
    David Sinclair
  • Partner Paris Lodron Universität Salzburg
    Gesellschaft für Musikforschung
    Universität Mozarteum Salzburg
  • Schlüsselwörter Music, Theatre , Musicology, Interpretationsforschung, Streichbogen, Instruktive Ausgaben, Aufführungsmaterial, Interface , Aufführungspraxis, Früher Tonfilm, Frühe Tondokumente, Angewandte Musikwissenschaft, Embodiment

Ausgangslage

Wie klang romantische Musik im Kontext ihrer Entstehungszeit? Die Untersuchung konzentriert sich auf drei Quellensorten, die gemeinsam auf die musikalische Praxis verweisen: Notentext, Musikinstrumente und Ton(film)dokumente. Jede dieser Perspektiven repräsentiert einen Forschungsschwerpunkt der drei Projektmitarbeitenden, die ihre Erkenntnisse in experimentellen Synthese-Workshops zusammenbringen. Im vierjährigen Vorhaben werden computergestützte Interpretationsanalysen um Körpererfahrungen professioneller Musiker*innen erweitert, die sich als neuartige Analysewerkzeuge unter den Bezeichnungen «historisches Embodiment» und «musikalisches Reenactment» weiterentwickeln lassen.

Vorgehen

In Experimenten werden typische Interpretationsentscheidungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben: zunächst rückwärts analysierend und rekonstruierend aus Ton(film)dokumenten, danach vorwärts mit der experimentellen Wiederholung von Interpretationsentscheidungen, um zu überprüfen, ob diese zu einem bestimmten Klangergebnis führen. Ähnlich wird mit annotiertem Aufführungsmaterial und historischen Instrumenten verfahren, um die Rolle dieser Interpretationsentscheidungen in der Aufführung von Musik genauer zu beschreiben. Die Frage lautet, ob es mit dieser Methode möglich ist, bewusste, unbewusste, zufällige oder sogar fehlerhafte Elemente einer dokumentierten Interpretation voneinander zu unterscheiden und damit die Flut empirischer Daten aus der computergestützten Interpretationsanalyse im Sinne der Interpretationsforschung zu kanalisieren.

Ergebnisse

Ziel der Untersuchungen ist es, repertoiretypische Stil- und Ausdrucksmittel in die heutige Aufführung von Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück zu integrieren. Damit soll eine historisch informierte Interpretationspraxis dieses Repertoires etabliert werden, die mittelfristig nicht nur die Erwartungshaltung des Publikums, sondern auch die Ausbildung junger Musiker*innen verändern wird und damit zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes europäischer Kunstmusik beitragen kann.