Tintenfrass
Tintenfrass – durch Säure und Metall-Ionen wie Eisen- und Kupfer-Ionen verursacht – bedroht einen Grossteil unseres handschriftlichen Kulturguts vom 3. Jh. v. Chr. bis 19. Jh.: Das Papier bricht im Textbereich regelrecht aus.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Materialität in Kunst und Kultur
- Forschungseinheit(en) Konservierungstechnik
- Förderorganisation Innosuisse
- Laufzeit 01.01.2013 - 20.05.2015
- Projektleitung Prof. Elke Mentzel
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Projektmitarbeitende
Carmen Effner
Prof. Elke Mentzel
Prof. Dr. Andreas Buder
Brigitte Lienert-Pärli
Dorothea Spitza -
Partner
Nitrochemie Wimmis AG
Institut f. Chemie & Biologische Chemie
Ausgangslage
In diesem KTI-Projekt soll das Papersave Swiss-Verfahren, welches ohne Zusatzstoffe wie Antioxidantien oder andere organische Substanzen auskommt, für tintenfrassgeschädigtes Papier weiterentwickelt werden. Einzig jene Substanzen werden angewendet, die seit zehn Jahren in der Papierentsäuerung erfolgreich eingesetzt werden. Die Bücher würden keiner mechanischen Belastung mehr ausgesetzt, der intrinsische Wert bliebe erhalten. Darüber hinaus würden die Kosten im Vergleich zu einer manuellen Behandlung drastisch gesenkt und mehr Kulturgut könnte behandelt werden. Tintenfrass wird durch Säure und Metall-Ionen wie Eisen- und Kupfer-Ionen verursacht und bedarf einer Behandlung, die diese beiden Hauptursachen – ohne Hervorrufen weiterer Schäden – beseitigen kann. Diese Anforderungen treffen zum Teil auf das Papersave Swiss-Verfahren zu. In der Diplomarbeit «Einfluss der Mengenentsäuerung (Papersave Swiss-Verfahren) auf tintenfrassgeschädigtes Papier» (Effner, 2008) konnte nachgewiesen werden, dass durch die Behandlung die Säure neutralisiert und die freien Eisen-Ionen reduziert wurden, ohne eine Migration von Eisen-Ionen hervorzurufen. Die zugrundeliegenden chemischen und physikalischen Prozesse sind allerdings bislang nicht eindeutig geklärt. Diese müssen zuerst verstanden werden, um das Verfahren gezielt steuern und optimieren zu können, so dass es neben dem Papierzerfall auch für eine erfolgreiche Behandlung von Tintenfrass an Papier empfohlen werden kann.
Vorgehen
- Vergleichende Untersuchungen durch den Einsatz unterschiedlicher Behandlungskonzentrationen - Hypothesen (z.B. Eisen-Magnesium-Verbindungen oder Eisen-Titan-Verbindungen werden gebildet, der Eisengalatkomplex ist am stabilsten in einem bestimmten pH-Wert-Bereich) auf zwei Arten verifizieren: 1. Prozess verändern (Pilotanlage) 2. analytisch bestätigen - Modellreaktionen durchführen, Produkte charakterisieren - Erklärung der zugrundeliegenden Phänomene - Risikoeinschätzung der Behandlung von tintenfrassgeschädigtem Papier mit dem Papersave Swiss-Verfahren
Ergebnisse
In diesem Projekt werden anhand von vergleichenden Untersuchungen unter Ausweitung der Parameter die bisherigen Resultate der oben zitierten Arbeit validiert und das Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse erweitert. Systematische Analysen sollen zur Klärung der chemischen und physikalischen Phänomene dienen und so Grundlagen für die Optimierung des Verfahrens für den Einsatz bei tintenfrassgeschädigtem Papier schaffen. Die möglichen Immobilisierungsmechanismen der Eisen-Ionen werden untersucht, um die Vermarktung des Papersave Swiss-Verfahrens in Bezug auf die Behandlung von Tintenfrass zu ermöglichen. Ziel ist es, ein Verfahren zur Behandlung tintenfrassgefährdeter Bestände auszuarbeiten und die Langzeiteffektivität der Behandlung von Tintenfrass mit dem Papersave Swiss-Verfahren zu belegen.