HKB-Studentin Nabyla-Amani Serag befragt

20.12.2023 Die junge Frau aus Bern hatte früh und oft Musik in den Ohren. An der HKB studiert Nabyla Sound Arts. Was sie besonders schätzt an diesem Bachelorstudiengang, erfahren Sie im Interview.

Portrait von Nabyla-Amani Serag. Die junge Frau blickt im Tonstudio der Band Sirens of Lesbos direkt in die Kamera. Nabyla lacht.
Nabyla im Tonstudio von Sirens of Lesbos in Bern. Foto: HKB / Tina Schück

Woher rührt deine Leidenschaft zur Musik? 

Es ist noch schwierig zu sagen, woher es kommt, wenn es schon immer da gewesen ist. Ich habe schon immer Musik um mich gehabt: Meine Mutter hat beim Kochen Musik gehört und mein Vater hat gesungen, wenn er durch die Wohnung gegangen ist. Ich habe ältere Geschwister, die viel Musik gehört haben. Wir haben irgendwo eine Festplatte mit von uns kuratierter Musik, die wir hoffentlich wieder finden. Wir waren im Hören eine musikalische Familie, nicht unbedingt beim Musizieren. Ich habe früh gemerkt, dass ich beim Singen die Töne treffe. In der ersten Klasse war ich beim Blockflötenspiel sehr gut. Klavier habe ich auch früh gut gespielt. Allerdings war das Dranbleiben und Proben nicht so mein Ding. Die Stimme war immer mein Hauptinstrument. Auch bei meiner Schwester, in deren Fussstapfen ich in vielen Dingen getreten bin, war das so. Wir beide sind Schülerbands beigetreten. Später haben wir gemeinsam mit Freund*innen und Bekannten Musik gemacht. Auf natürliche Art und Weise ist daraus das Projekt Sirens of Lesbos entstanden. 

Mit Sirens of Lesbos verzeichnet ihr Erfolg und seid gerade auf einer Album-Release-Tour. Erzählst du uns etwas zu diesem Projekt? 

Sirens of Lesbos hat vor fast 10 Jahren begonnen – ohne mich. Damals entstand die Idee, mit Musik Geld zu machen. Nach vielen Jahren endlich vom Musikmachen leben zu können, war das Ziel. Inkognito hat das funktioniert! Mit Long Days Hot Nights haben wir einen Hit gelandet . Wir haben Spass miteinander und wollen auch authentisch sein. Heute ist es uns ein Anliegen, das Produkt herauszugeben, das wir alle toll finden. Wir arbeiten gerne kollektiv miteinander und mit anderen Leuten: Egal ob Licht, Musik oder Kleider für die Bühne. Herauszufinden, wie man in einem Kollektiv zusammenarbeitet, macht Freude. Ich habe auch gemerkt, dass das «Hit-Ding um jeden Preis» nicht das ist, was wir wollen. Es hilft mir, zu wissen, was ich nicht will, um herauszufinden, was ich will. 

 

Wir haben im Rahmen unserer kleinen Album-Release-Tour seit der Plattentaufe im Oktober internationale Konzerte gespielt. Es ist super, zu wissen, dass man ins Ausland gehen kann, um zu spielen. Wir sind zu neunt unterwegs und es ist schön, eine Gruppe beieinanderzuhaben, die es möglich macht – denn es sind lange Strecken, es ist oft stressig und intensiv. Es ist viel passiert und es fühlt sich an, als würde es immer weiter gehen… 

 

Jetzt sind wir hier im Studio, das keinen Namen trägt. Als Band verbringen wir hier die meiste Zeit zusammen. Wir sind meistens mindestens zu dritt und arbeiten an unserer Musik im Bandkontext. Es gibt Phasen, in denen wir sehr intensiv hier sind und dann gibt es Phasen, in denen wir viel darüber reden, dass wir hier sein sollten…(lacht). Es ist schön hier – ich habe viel von meiner musikalischen Sprache hier gelernt.  

«Es wird uns etwas geboten, das einzigartig ist!»

Wie bist du denn an die HKB gekommen? 

Ich habe noch andere Studiengänge angeschaut. Der Bachelor Sound Arts war nah und ergab Sinn für mich. Davor habe ich an der Uni Islamwissenschaften studiert. Da war ich im Konzept von «professionellen Weg, den ich gehe und das ‹Musikding› läuft nebendran». Das hatte Sinn gemacht, weil ich beides gerne mache. Es hat sich aber angefühlt, als würde ich nicht 100% mit dem gehen, was ich eigentlich wirklich gerne mache. Ich habe realisiert, dass es nur fair wäre, dem auch eine Gelegenheit zu geben. 

 

Ich fand es sehr spannend, neben dem kollektiven Arbeiten etwas zu haben, mit dem ich meine künstlerische Praxis mit mir allein verhandeln muss. Das habe ich vorher noch nie gemacht. Und es gibt keine Fluchtwege, in denen andere Personen sind. Das war fest meine Absicht bei Studienbeginn. Nun merke ich aber, dass es mir nicht wichtig ist, allein etwas zu kreieren. Auch im Studium macht es mir sehr viel Spass, Austausch mit anderen zu haben. 

 

Was ich «u nice» finde am Studium, sind die Mentorate. Es wird uns etwas geboten, das einzigartig ist! Man erhält super Inputs von Expert*innen. Das finde ich etwas vom Spannendsten, das mir das Studium bietet: Eine Idee zu haben und diese mit jemandem zu besprechen. Etwas sehr Rohes und Unfertiges zu zeigen und Feedback zu erhalten, ist mega wertvoll. Im letzten Jahr ist es schön zu sehen, dass die Inputs des ersten Jahres ihre Früchte tragen.   

Das Gespräch führte Ursina Orecchio.

Nabyla-Amani Serag sitzt in ihrem Tonstudio vor einem Bildschirm.
«Es gibt Phasen, in denen wir sehr intensiv hier sind und dann gibt es Phasen, in denen wir viel darüber reden, dass wir hier sein sollten.» Bild: HKB / Tina Schück