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HKB-Absolventin Graziella Nibali befragt
22.03.2023 Letzten Sommer hat Graziella Nibali den Weiterbildungsstudiengang MAS Musikpädagogik in spezifischen Kontexten absolviert. Sie revolutioniert gerade den Prozess von Mitarbeitendenbeurteilungen an Musikschulen.
Graziella Nibali ist Flötistin, Musikpädagogin und Schulpraxisberaterin. Mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung, 16 davon in der Musikschulleitung, und einer Vielzahl an Aus- und Weiterbildungen in der Tasche befasst sich Graziella Nibali nebst ihrer eigenen Unterrichtstätigkeit heute intensiv mit dem Thema Qualitätsentwicklung. Seit 2020 hat sie gleich drei Weiterbildungsstudiengänge an der HKB gemacht: den CAS Kommunikation und individuelle Prozessbegleitung, den CAS Schulpraxisberaterin und den MAS Musikpädagogik in spezifischen Kontexten.
Wie ist es zu der Auseinandersetzung mit Qualitätsentwicklung gekommen?
Als Mitglied der Schulleitung habe ich über 450 Mitarbeitendenbeurteilungen (MAB) und Gespräche geführt. Zunehmend habe ich die Art und Weise der Durchführung solcher Beurteilungen hinterfragt und auf mein 20. Dienstjubiläum an der Jugendmusikschule Winterthur und Umgebung unter anderem deshalb gekündigt. An der Musikschule Region Dübendorf bin ich seither zusätzlich zu meiner pädagogischen und künstlerischen Tätigkeit als externe Beurteilerin und Mentorin engagiert. Ich habe den dort bestehenden MAB-Prozess analysiert und mit meiner Kollegin Karen Krüttli-Child sowie den beiden Musikschulleitenden komplett überarbeitet, implementiert und evaluiert. Karen und ich haben uns dann selbstständig gemacht.
Im Rahmen meiner Weiterbildung CAS Schulpraxisberatung an der HKB habe ich den neu entwickelten Prozess beschrieben und ein Beurteilungsgespräch unter Anwendung dieses Prozesses gefilmt. Damit landete ich einen Volltreffer, denn die Gesprächssequenz zeigte wunderbar auf, welche Wirkung ein sorgfältig konzipiertes System haben kann. Das wiederum hat mich dazu bewegt, mich noch intensiver und fundierter mit dem Thema zu befassen und die HKB-Weiterbildung Musikpädagogik in spezifischen Kontexten in Angriff zu nehmen, um auf diesem Weg den Titel der Schulpraxisberatung und Supervision ISSVS zu erlangen.
Innerhalb der Masterthesis habe ich zwei grosse Studien durchgeführt. An der Schule, an der ich den neuen Prozess entwickelt und getestet hatte, habe ich eine Umfrage gemacht, die unter anderem aufzeigt, dass 97% der Befragten sowohl mit dem gesamten Prozess wie auch mit dem Schlussgespräch zufrieden bis sehr zufrieden waren. Auch eine Befragung von Schulleitenden des Kantons Zürich hat mir bestätigt, dass die Beurteilung der Qualitätsentwicklung umso besser ausfällt, je konsequenter der Zyklus in Bezug auf Form und Inhalt umgesetzt wird. Die Erkenntnisse decken sich auch mit der Wissenschaft. Grundvoraussetzung für eine wirksame Mitarbeitendenbeurteilung ist eine etablierte Vertrauenskultur, gekoppelt mit einer wertschätzenden Grundhaltung und Kommunikation, Einfühlungsvermögen und Offenheit der Schulleitenden.
Was möchtest du damit erreichen?
Mit dieser Methode möchte ich die Leute dort abholen, wo sie stehen, und darüber sprechen, welche nächsten Schritte sie angehen möchten. Ich bin überzeugt, dass wenn die Eigenreflexion angeregt wird, die Mitarbeitenden auch etwas verändern möchten. Anstelle von Kritikäusserung rege ich zur Diskussion an, indem ich Fragen stelle — dies vermeidet das Rechtfertigen. Ich verfasse in der Beurteilung nicht zwei oder drei Sätze, sondern schreibe einen differenzierten Bericht, in dem ich nicht einfach beurteile, sondern beschreibe. Ich arbeite nach dem Prinzip des WIN-Feedbacks, bei dem ich Wahrnehmung/Beobachtung und Interpretation bewusst voneinander trenne und beim Gegenüber anschliessend nachfrage.
Was konntest du für dich aus den HKB-Weiterbildungen mitnehmen?
Ich habe gute Erinnerungen. Es war sehr persönlich – das hat mir gefallen. Es hat mich beflügelt, dass alle meine vorangegangenen CAS für den Master anerkannt worden sind. Der MAS Musikpädagogik in spezifischen Kontexten hat meine Denkart verändert und mich zu neuen Wegen angeregt. An der HKB findet eine starke Anregung und Wissensvermittlung statt und gleichzeitig leben die Dozierenden die vermittelte Herangehensweise vor. Auch Wertschätzung und eine hohe Sensibilisierung in der Kommunikation werden vorgelebt.
Das Gespräch führte Ursina Orecchio