Emily Thompson – «Wer die Lebensqualität von Patient*innen steigern möchte, ist in der Medizintechnik richtig»

Emily Thompson will die Lebensqualität von Patient*innen steigern. Deshalb forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Human Centered Engineering HuCE der Berner Fachhochschule BFH und arbeitet unter anderem an der Entwicklung eines Medizinprodukts, dank dem es bei der Implantation von Herzschrittmachern zu weniger Fehlplatzierungen der Elektroden kommen soll.

Emily Thompson: Wer die Lebensqualität von Patient*innen steigern möchte, ist in der Medizintechnik richtig.

Emily Thompson, Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Human Centered Engineering HuCE der Berner Fachhochschule BFH. Was tun Sie in dieser Rolle?

Aktuell arbeite ich an einem Forschungsprojekt, in dem es um die Aufzeichnung und Verarbeitung von Elektrokardiogrammen (EKG) aus der Speiseröhre während der Implantation von Herzschrittmachern geht. Das neuartige EKG-System soll eine dreidimensionale Lokalisierung der Herzschrittmacher-Elektroden ermöglichen, so dass bei der Implantation weniger Fehler passieren. Finanziert wird das Projekt von SNF-Bridge, einem gemeinsamen Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse. Forschung- und Entwicklungsprojekte rund um das Ösophagus-EKG laufen am HuCE bereits seit zehn Jahren, ich bin seit sechs Jahren daran beteiligt. Ich habe mich mehrheitlich mit regulatorischen Aspekten für die Zulassung des Medizinprodukts in klinischen Versuchen beschäftigt, ebenfalls mit der mechanischen Konstruktion und Herstellung neuer Katheter und der Entwicklung der Verarbeitungs-Software. Als Projektleiterin bin ich ebenfalls in anderen Forschungsprojekten tätig, z.B. bei der Entwicklung eines gynäkologischen Operationsgeräts oder eines kieferorthopädisches Überwachungsgeräts. Zusammengefasst besteht meine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass ein Medizinprodukt von der Idee bis zur klinischen Prüfung mit Fokus auf Patientensicherheit und Effizienz entwickelt wird.

Was motiviert Sie in Ihrer Tätigkeit?

Mich motiviert zu sehen und dabei zu sein, wie ein Projekt von Anfang bis Ende umgesetzt wird. Wir beginnen mit einem Bedürfnis von Patient*innen oder Ärzten*innen, und sind in der Lage, ein neuartiges System zu entwickeln, das letztlich die Lebensqualität der Patient*innen steigert. So arbeiten zu können ist sehr befriedigend.

Wie würden Sie Ihre Tätigkeit in drei Worten beschreiben?

Sehr kreativ, herausfordernd – auf eine gute Art – und erfüllend.

Mit Ihren Forschungsprojekten sind Sie am Zentrum Health Technologies tätig. Was gefällt Ihnen an der Arbeit am Zentrum?

Das Zentrum erlaubt es mir, fachübergreifend zu arbeiten. Zudem bietet es Zugang zu vielen Ressourcen und vor allem zu Menschen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen. Wenn wir vor Problemen stehen, die wir allein nicht lösen können, ist die Zusammenarbeit mit den anderen Laboren und Professionen unglaublich wertvoll. In Sachen Infrastruktur profitiere ich bei meinen Projekten insbesondere von der ISO-zertifizierten Produktionsumgebung, welche das Zentrum betreibt. Sie erlaubt es uns, Medizinprodukte herzustellen, die in klinischen Studien verwendet werden dürfen.

Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?

Das SNF-Bridge-Projekt ist geplant bis Mitte 2023. Im Team arbeiten wir bereits mit Hochdruck daran, das neuartige EKG-System danach zu zertifizieren, so dass auch ausserhalb klinischer Studien Patient*innen davon profitieren können. Zur Vermarktung gründen wir ein Start-up, werden aber weiterhin mit der BFH zusammenarbeiten.

Wie kam es dazu, dass Sie in der Forschung tätig wurden?

Medizintechnik hat mich schon lange sehr interessiert. Deswegen habe ich in Kalifornien, wo ich herkomme, meinen Bachelorabschluss in diesem Bereich gemacht. Meinen Master wollte ich in Europa absolvieren, die Wahl fiel schliesslich auf den Master in Biomedical Engineering, der von der Berner Fachhochschule und der Uni Bern gemeinsam angeboten wird. Noch während des Studiums begann ich, am HuCE als Forschungsassistentin zu arbeiten. Seit meinem Abschluss bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

Welche Ratschläge haben Sie für Studierende, die sich für die Forschung interessieren?

In der Forschung muss man stets Neues lernen und sich neuen Herausforderungen stellen. Deshalb sollte man ein Gebiet oder Thema finden, für welches man sich wirklich begeistern kann. Wenn zusätzlich der Wunsch besteht, die Lebensqualität von Patient*innen zu steigern, ist die Medizintechnik eine gute Disziplin.

Steckbrief

Studienabschluss

BSc in Biomedical Engineering

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