«Physiotherapie ist in der Neurogeriatrie unersetzlich»

Physiotherapeutin Monique Dummermuth hat sich früh spezialisiert und behandelt seit Jahren Patient*innen mit neurologischen Erkrankungen. Sie betont die Besonderheiten der Arbeit mit Patient*innen, die sowohl mit chronischen neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Multipler Sklerose als auch mit altersbedingten Aspekten konfrontiert sind. In dem von ihr mitkonzipierten Fachkurs Physiotherapie in der Neurogeriatrie lernen die Teilnehmenden, mit dieser Kombination in ihrer täglichen Arbeit umzugehen.

«Gut» altern und so lange wie möglich zu Hause bleiben

Viele Patient*innen sind im Alter mit körperlicher Schwäche, reduziertem Appetit und den Folgen eines inaktiven Lebensstils konfrontiert. Durch Schmerzen, Angst vor Stürzen, Einsamkeit und fehlende Unterstützung von Angehörigen können diese Faktoren verstärkt werden. Monique Dummermuth betont, es sei das Ziel der Physiotherapie, diesen Patient*innen dabei zu helfen, «gut» zu altern um möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können. Dies stellt insbesondere deshalb eine Herausforderung dar, da die Ressourcen begrenzt sind und die Rechtfertigung für die Behandlungen gegenüber den Kostenträgern fundiert sein muss. «Es ist wichtig, die Notwendigkeit der Behandlung zu argumentieren und Verbesserungspotenziale zu erkennen, wo solche vorhanden sind», sagt die Physiotherapeutin. «Durch präventive Massnahmen können wir zum Beispiel teure Komplikationen wie Schenkelhalsfrakturen verhindern.»

Im Fachkurs werden sowohl subakute Fälle wie auch Langzeitpatient*innen besprochen. Zum Beispiel Patient*innen, die wiederholt hospitalisiert werden müssen. «In solchen Fällen geht es darum, zu prüfen, ob sie zu Hause adäquat versorgt sind und was wir präventiv und therapeutisch anbieten können», erklärt Monique Dummermuth.

Neurogeriatrie: Therapeutische Hilfsmittel im Fokus

Als Dozentin ist es ihr Ziel, das Feuer der Physiotherapeut*innen für die Neurogeriatrie zu entfachen. «Die Neurogeriatrie ist ein faszinierendes Fachgebiet, das ständig neue Erkenntnisse bringt. Ich möchte, dass sich mehr Physios trauen, neurogeriatrische Patient*innen zu behandeln und mit dem Gefühl nach Hause gehen: Das probiere ich gleich morgen aus», sagt Monique Dummermuth. In dem Kurs wird auch die kollektive Intelligenz der Teilnehmer*innen genutzt: «Es ist toll, dass Fachleute mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammenkommen und wir voneinander lernen dürfen. Gemeinsam tauschen wir uns zum Beispiel über therapeutische Hilfsmittel aus.» Es wird diskutiert, welche einfachen und kostengünstigen Hilfsmittel angeboten werden können, damit die Patient*innen die Therapie sinnvoll zu Hause durchführen können. Es werden praktische Übungen zur Behandlung von Kontrakturen durchgeführt, Transfers geübt und Strategien erarbeitet, wie Angehörige und Pflegepersonal einbezogen werden können. «Dabei ist es wichtig, dass wir unsere Rolle und Grenzen kennen», ergänzt Monique Dummermuth.

Darüber hinaus werden im Kurs auch Therapieansätze in die Praxis umgesetzt, die viele Fachkräfte überwiegend aus der Theorie kennen, wie zum Beispiel motorisches Lernen und Sturzprophylaxe. «Es ist entscheidend, das Gelernte mit Kolleg*innen zu teilen und gemeinsam an der Verbesserung der Versorgung älterer Menschen zu arbeiten. Unsere Rolle in der Neurogeriatrie ist einzigartig und unersetzlich», betont die engagierte Dozentin.