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HKB-Studenten Maximilian Götte und Nicolas Lech über ihr Kulturesk-Projekt
06.05.2024 Die Studienorganisation der HKB KULTURESK veranstaltet im Mai ein dreitägiges Festival. Die beiden Studierenden Maximilian Götte und Nicolas Lech führen dort ihr Theaterstück auf. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im Interview.
Insgesamt sind 14 Projekte von HKB-Studierenden zwischen dem 16. und 18. Mai während des KULTURESK Festivals in der Grossen Halle der Reitschule Bern zu sehen. Eines davon ist das Theaterstück «DIE HERZOG METHODE» von Maximilian Götte und Nicolas Lech, die beide Theater im letzten Bachelorjahr an der HKB studieren. Rund einen Monat vor dem Auftritt treffen wir das Duo am Zikadenweg in Bern und sprechen über das KULTURESK Festival und ihr «Baby».
Wie seid ihr an der HKB gelandet?
Nicolas Lech: Im Schauspiel kann man sich seine Schule nicht so aussuchen, wie in anderen Studiengängen. Man macht diese Vorsprechen in allen deutschsprachigen Schauspielschulen – das sind mittlerweile 18 oder so. Bei jedem Vorsprechen sind zwischen 500 und 1200 Leute und am Schluss werden nur 10 bis 12 genommen.
Maximilian Götte: Es ist schon ein heftiges Business. Du reist von Nord bis Süd und klapperst alle Schauspielschulen ab. Da nimmst du blöd gesagt, was du bekommst. An der HKB war es nach Corona so, dass du das Vorsprechen live gemacht hast. Das Alter ist auch immer so ein Ding gewesen, dass man am besten mit 21, 22 mit dem Studium anfangen soll. Hier war das gefühlt nicht so, an der HKB steht die Person im Vordergrund. Auch deswegen habe ich mich gefreut, nach Bern zu ziehen.
Ihr führt am KULTURESK Festival ein Theaterstück auf. Wie ist es dazu gekommen?
NL: Die Idee zu unserem Stück «DIE HERZOG METHODE» entstand durch Maxi vor fast zwei Jahren. Er hat mich dann sehr lieb gefragt, ob ich ihn bei diesem Abenteuer begleiten will. Und das habe ich dann gemacht. Für KULTURESK ist es jetzt eine 2.0 Version von «DIE HERZOG METHODE», wir haben es schon einmal im kleinen Rahmen, in unserer Bubble hier an der HKB, aufgeführt. Für das Festival wurde das Stück ausgebaut, das Konzept eingeschickt und dann haben wir eine Einladung bekommen. Das war alles sehr unkompliziert. Es hätten auch noch andere Leute beim Stück mitspielen können, aber ich glaube, es hat sich niemand gemeldet, oder?
MG: Ja, nur du hast dich eingetragen. (lacht)
NL: Und sonst hat sich niemand eingetragen, weil die wahrscheinlich dachten, das Projekt ist richtig «weird». Da haben sie sich getäuscht!
Werner Herzog
Werner Herzog gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Neuen Deutschen Films. In seinen Filmen und Dokumentationen untersucht Herzog oft schwierige Persönlichkeiten oder Menschen in Extremsituationen. Dabei befasst er sich mit Erstbesteigungen, Flugzeugabstürzen oder Vulkanausbrüchen und zeigt die Grenzsituationen des Lebens auf. Seine Geschichten passten nie in den Mainstream Hollywoods, gerade deshalb erlangte Werner Herzog und seine Filme Kultstatus. Insgesamt schuf Herzog über 70 Filme, die ihn an die abgelegensten Orte der Welt führten.
Von was handelt die «DIE HERZOG METHODE»?
MG: Ich habe mich bereits in meiner Abschlussarbeit an der Uni der Künste in Berlin mit Werner Herzog befasst. Also, mit der Art und Weise wie er sich mit extremen Charakteren beschäftigt hat. Nicht nur er selbst als extremer Charakter, der sich mit Klaus Kinski rumgeschlagen hat und anschreien liess. Wo hat er die Kraft her? Was ist seine Vision? Was ist seine Triebfeder? Um ein 60- bis 100-köpfiges Team in den Dschungel zu bringen, um dann wie bei Fitzcarraldo, dieses Schiff über den Berg zu ziehen, was dann zur krassesten Metapher für viele Kunstschaffende geworden ist. Es geht um die Frage: Wie können wir als Kunstschaffende, konsequenter, bedingungsloser, angstfreier werden? Das ist eine rhetorische Frage, weil es immer mit Angst zu tun hat. Es hat immer mit Zweifel zu tun, um am Ende zu etwas zu kommen, das die Leute bewegt und anspricht.
NL: Es ist für mich immer schwierig, wenn Familie, Verwandte oder Freunde mir diese Frage stellen. Ich kann nie abschliessend darauf antworten, weil es nicht diese eine Definition gibt. Ich sage immer: Es geht um Werner Herzog. Es geht ums Scheitern und es geht um alles, was uns betrifft.
MG: Also auch zu dieser Frage zurück: Wie ziehen wir ein Schiff über einen Berg mitten im Dschungel? Dass wir uns mit dieser Frage auf die Suche nach Leidenschaft begeben wollten, weil Werner Herzog immer mit Leuten gearbeitet oder Menschen thematisiert hat, die bereit waren im schlimmsten Fall für ihre Sache zu sterben.
Was bedeutet euch das KULTURESK Festival und was bringt euch dieser Auftritt?
MG: Es ist der erste, selbstorganisierte Auftritt ausserhalb der Schule, für den wir die ganze Verantwortung hatten, von der Bewerbung bis zum Konzept. Es geht auch hier um Mut, es geht wieder um die Zweifel. Dass das, was wir selbst geschaffen haben, aus unseren Ideen entstanden ist, dass wir das den Leuten da draussen zeigen. Aber auch, dass die Leute mal sehen, was wir hier eigentlich den ganzen Tag machen.
NL: Kurz und knapp: «DIE HERZOG METHODE» ist unser Baby und wir können es nochmals spielen. Es geht auch darum, das Ganze erneut zu erleben und mit dem Festival eine grössere Reichweite zu bekommen.
Wie gross ist der Zeitaufwand und wie wurdet ihr für das Projekt unterstützt?
NL: Maxi hat in den letzten Wochen sehr viel gemacht, auch hinter den Kulissen, was die ganze Organisation angeht. Geprobt haben wir bereits letztes Jahr sehr, sehr viel. Es ist ein riesiger Aufwand für eine halbe Stunde Theater, aber wir machen das gerne.
MG: Also ganz am Anfang, als es noch in den Kinderschuhen steckte, gingen wir von dieser Idee aus: Wir wollen ein Projekt über das Werk von Werner Herzog machen. Wie machen wir das? Es gibt zigtausende Filme, zigtausende Charaktere. Wie packen wir das in ein Stück? Und wie schaffen wir es, dass es nicht zu einem Meme wird, sondern eben etwas Traumartiges. Der ganze Prozess brauchte unglaublich viel Zeit. Hier an der Schule haben uns Manuela Trapp und Lukas Bangerter immer den Rücken gestärkt. Sie haben uns machen lassen, wir konnten rumspinnen und unsere Ideen verwirklichen. Zudem haben wir seit einem Jahr den besten Techniker der Welt: Dario Droste, der Mann für alle Fälle. Mit uns beiden sind wir so ein Fünferteam.
NL: Genau. Ich will nochmal präzisieren: «DIE HERZOG METHODE» ist hier an der Schule entstanden. Und wir hatten dieses tolle Team dabei. Aber wir wollen auch in den nächsten Jahren dieses Stück aufführen, dann sind wir nicht mehr an der HKB. Das ist ein Projekt, das in der Schule gestartet ist, aber nicht an der Schule enden wird.
«DIE HERZOG METHODE» von Maximilian Götte und Nicolas Lech wird während des KULTURESK Festivals am Samstag, 18. Mai, um 21.30 Uhr in der grossen Halle in der Reitschule aufgeführt. Tickets finden Sie unter kulturesk.ch.