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200 Tage Studiengangsleitung
15.03.2024 Rückblick auf ein besonderes erstes Semester: Leonie Achtnich, die neue Leitung des Schweizerischen Literaturinstituts, über ihre Erwartungen vor Stellenantritt, bisherige Highlights und Überraschungen.
Nicht nur für 16 deutsch- und französischsprachige Studierende, die den Bachelor Literarisches Schreiben aufnahmen, brachte letzter Herbst einen Neubeginn mit sich: Auch für Leonie Achtnich, die die Nachfolge von Marie Caffari als Leitung des Schweizerischen Literaturinstituts antrat, startete das erste Semester an der HKB. Im Interview schaut sie darauf zurück – und weiter vor.
200 Tage Studiengangsleitung am Schweizerischen Literaturinstitut – welches Résumé kannst du bislang ziehen, Leonie?
Das Schweizerische Literaturinstitut ist aus nächster Nähe wie aus der Ferne ein ebenso faszinierender wie besonderer Ort. Die ersten Wochen und Monate haben täglich neue Begegnungen, Gespräche und Überraschungen gebracht. Es ist ein schönes Privileg, die Tage mit und unter Menschen zu verbringen, denen das Schreiben so am Herzen liegt.
Mit welchen Erwartungen hast du deine Arbeit hier aufgenommen, welche davon haben sich erfüllt – und was hat dich überrascht?
Es hat mich bei aller Vorbereitung dennoch überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit man zwei- und vielsprachig miteinander umgehen, arbeiten, schreiben und über Literatur sprechen kann.
Kannst du ein Highlight deiner bisherigen Zeit am Literaturinstitut und an der HKB benennen?
Die Studierenden kennenlernen. Jede einzelne und jeder einzelne bringt eine eigene Stimme, eine eigene Herangehensweise und einen eigenen Zugang zum Schreiben mit. Bei den Infotagen im Oktober und Februar konnte ich auch die kennenlernen, die darüber nachdenken, in Zukunft hier zu studieren. Es hat mich sehr gefreut, zu sehen, wie gross das Interesse an diesem Ort ist.
Hast du schon deinen Lieblingsplatz am Institut gefunden?
Mein liebster Ort ist die Bibliothek unter dem Dach und da ganz besonders das Regal mit den Veröffentlichungen ehemaliger Studierender. Da gibt es immer wieder etwas zu entdecken!
Und in Biel, die Rockhall IV mal ausgeklammert?
Das Seeufer morgens und abends! Biel ist, wie mein zweiter Wohnort Genf, eine Stadt am Wasser. An kurzen Tagen reicht auch ein kleiner Spaziergang an der Schüss.
Am Institut, an der HKB und überhaupt: Welche literarisch-künstlerischen Diskurse gilt es aus deiner Sicht künftig stärker zu führen?
Vor allem können wir uns fragen, welche Diskurse wir führen wollen: Welche Rolle kommt der Literatur zu, wo nimmt sie Teil an der Welt? Gerade weil es aktuell so viele Themen gibt, die im Vordergrund stehen und unsere Aufmerksamkeit fordern – zu der Digitalisierung, den politischen Dimensionen des Schreibens, Fragen der Identität –, finde ich es richtig, sich zu besinnen, dass die Literatur erst einmal wenig muss, aber vieles darf. Darin liegt ihre Freude und Stärke.
Eine Welt ohne Bücher wäre …
… immer noch eine Welt voller Geschichten. Sehr lange gibt es Bücher ja noch nicht. Ohne sie müsste man dann eben (wieder) mehr erzählen. Eigentlich ein schöner Grund, um zusammenzukommen!
Liest du Bücher immer zu Ende oder kannst du sie, gleich aus welchen Gründen, halbgelesen weglegen?
Wenn ich Bücher nicht zu Ende lese, dann bleiben sie meistens auf dem Nachttisch liegen, bis es wieder an der Zeit ist, sie zur Hand zu nehmen. Das geht gut, führt aber zu mitunter gefährlich hohen Bücherstapeln.
Was wünschst du dir für die nächsten 200 Tage?
Ich wünsche mir noch mehr von allem, was die ersten 200 Tage gegeben haben: Begegnungen, Gespräche, freudige, lustige und schöne Alltagsmomente mit dem Team, Einblicke in die Ateliers, Besuch am SLI. Und hoffentlich viele neue Texte, die am Institut entstehen!
Und um noch weiter nach vorn zu schauen: Was meinst du, wo stehst du an deinem 1000sten?
Hoffentlich in einer hoffnungsvolleren Welt, und das Schweizerische Literaturinstitut hoffentlich mittendrin!