Playtime: Orgeln, Teil II Stummfilm-Improvisation

Bis zum Aufkommen des Tonfilms wurde der Stummfilm von Live-Musik begleitet. Die Orgel war eines der wichtigsten Instrumente, und in den Kinosälen auf der ganzen Welt gab es echte "Kinoorgeln" mit atemberaubenden Klangeffekten. Heute sind nur noch wenige dieser Orgeln erhalten. Daher ist es üblich, einen Stummfilmabend in einer Kirche oder einem Konzertsaal zu verbringen, um das Gefühl zu erleben, dass die Stummfilmzeit noch nicht vorbei ist, diese alte Erfahrung zu machen. Die Studierenden der Kirchenmusik bieten Ihnen genau das an: Sie erleben die Vorführung eines der ersten Filme in der Geschichte der Filmkunst, der das Leben Christi nachzeichnet, und begleiten sie auf den großen Orgeln der französischen Kirche mit neuartigen musikalischen Improvisationen. Oder wie ein kinematografischer Kreuzweg einen Abend lang vor dem Lettner der ältesten Kirche der Stadt stattfindet.

La Vie du Christ ist das erste Peplum, das von einer Frau inszeniert wurde. Alice Guy arbeitete zunächst als Sekretärin von Léon Gaumont. Im Jahr 1896 gelang es ihr, ihn zu überzeugen, sie Kurzfilme drehen zu lassen, "die eine Geschichte erzählen", was zu dieser Zeit neu war. Von da an war sie eine Pionierin des Kinos, aber ihre Arbeit geriet bald in Vergessenheit. Erst nach ihrem Tod wurden ihre Filme anerkannt. In vielen Filmgeschichten wird sie kaum oder gar nicht erwähnt. Wie in den meisten ihrer Werke haben wir es auch hier mit einem offen feministischen Film zu tun. Die Männer sind nicht abwesend, aber sie treten in den Hintergrund. "Man hat mich oft gefragt, warum ich eine so unweibliche Karriere gewählt habe. Nun, ich habe diese Karriere nicht gewählt, mein Schicksal war vorgezeichnet".

Alice Guy, 1976

Film:

La Vie du Christ/The Birth, the Life and the Death of Christ von Alice Guy (1873 – 1968), Frankreich/Gaumont 1906, 33 Min., nach La vie de Notre Seigneur Jésus Christ von James Tissot

Orgel:

Iona Haueter, Bilyana Bach, Manuela Dütschler, Annette Hählen, Danja Mathis, Barbara Wüstefeld, Mila Artemieva, Villislava Gospodinova

Begleitet durch:

Antonio García

Aufführungszeiten:

17/19.30/21 Uhr

Dauer: ca. jeweils 45 Minuten